#87 Annika Dietmann Ulmer Förderpreis Gewinnerin in der Kategorie Pop bei Matze in der Plattenküche.
Shownotes
Von ihrem ersten Auftritt mit sechs Jahren bis zu den Momenten, in denen Musik ihr Leben komplett verändert hat. Eine Künstlerin aus unserer Region, die gerade richtig durchstartet. Das ganze Interview bekommt ihr hier zum Nachhören!
Transkript anzeigen
00:00:01: Heute wird es besonders schön, denn bei mir ist jemand
00:00:11: zu Gast.
00:00:12: Die Musik, muss man sagen, wirklich lebt.
00:00:15: Annika Dietmann, frisch gekürte Förderpreisträgerin der Stadt Ullm in der Kategorie Pop.
00:00:21: Hallo.
00:00:23: Ja, das hört sich doch toll an.
00:00:25: Also, wenn man das dir vielleicht vor einem halben Jahr erzählt hätte, Annika, dass du den Preis gewinnst, was hättest du dann gesagt?
00:00:35: Ich hatte mich riesig gefreut einfach.
00:00:37: Also, es hätte total ein aufregendes Gefühl von, war wirklich, weil das ist was, wo ich mich schon sehr lang gewünscht habe.
00:00:42: Also ich, ja, ich habe mich mir gewünscht, auch so mehr in den Mainstream zu gehen, mal wirklich mehr aus meiner Blase der eigene Musik rauszukommen, mich auch hier im Örtlichen zu zeigen.
00:00:53: Also ich war im Raum Ulm sehr wenig präsent mit meiner
00:00:55: Musik
00:00:56: und da auch eine Unterstützung.
00:00:58: zu erhalten von außen.
00:00:59: Erinnerst du dich noch an dein allerallererster Auftritt?
00:01:03: Tatsächlich schon, ja.
00:01:04: Das war damals bei dem Jahresvorspiel mit meinem Gitarrenlehre.
00:01:08: Das war, glaubst du, mein allererster Auftritt.
00:01:10: Das war auch mit sechs Jahren.
00:01:12: Und von da an bin ich wie mit der Bühne groß geworden.
00:01:14: Also es waren so Jahresvorspiele.
00:01:16: Ich war in der Schulband.
00:01:18: Ich hab dann auf Taufen und Hochzeiten gesungen, so mit Cover-Songs.
00:01:22: Und später dann eben mit Künstlern auf Tour, mit eigenen Songs.
00:01:26: Genau.
00:01:26: Wann war denn der Moment?
00:01:27: Anika an dem du gemerkt hast.
00:01:30: Musik ist nicht nur Hobby, sondern das ist mein Weg.
00:01:34: Das ist spannend, weil ich habe eigentlich schon als Kind gespürt, Boah, Musik ist das, wo mich zum Leuchten bringt.
00:01:39: Das ist das, wo wirklich was passiert in mir.
00:01:42: Und es ist wie, wenn diese Vision eigentlich schon immer da war, wenn ich so zurückdenke, aber so richtig realistisch oder wo ich gemerkt habe, Boah, ich will das wirklich als Beruf machen, war so ein Teenager-Alter, würde ich sagen, weil ich gemerkt habe, es gibt nichts anderes, was mir so viel gibt und mir so viel Spaß macht.
00:01:59: Genau, nachdem ich dann zwei Jahrzehnte Künstler kennengelernt hatte, der mir so gezeigt hat, schau mal, so kannst du deinen Weg als Musikerin gehen, auch ohne jetzt ein großes Label erstmal.
00:02:08: Aber du kannst selber damit anfangen.
00:02:10: Und da war dann klar, okay, das mache ich.
00:02:12: Was bedeutet dir das Schreiben eigener Texte?
00:02:16: Ist das eher so ein Tagebuch oder eine Bühne?
00:02:20: Boah, es ist beides.
00:02:22: Es gibt wie so zwei Seiten.
00:02:24: Also das eine ist... So eine Möglichkeit, meine Gefühlswelt zu verarbeiten oder auch neu zu verstehen.
00:02:30: Also was sehr Intimes, wo ich mit mir bin, wo ich wirklich erst mal schreibe, ohne dass da was dabei rauskommen muss.
00:02:37: Und dann gibt es auch die andere Seite, wo ich so eine Motivation kriege von Boah, das auf einer Bühne zu ja präsentieren, wäre total schön.
00:02:45: Und dann kommen ganz andere Ideen.
00:02:47: Es gibt wie so zwei Seiten.
00:02:49: Okay.
00:02:49: Ersten Song, den wir heute hören von dir, heißt jeder trägt die Wahrheit.
00:02:55: Du hast ihn als allerersten Song ausgewählt.
00:02:57: Heute warum?
00:02:58: Ja, der ist von meinem ersten Album auch.
00:03:00: Also der ist ganz vom Anfang noch.
00:03:02: Und das war auch einer der ersten Texte, die ich selber geschrieben habe.
00:03:05: Und er bedeutet mir sehr viel, weil er glaube ich auch so das gut zusammenfasst, für was meine Musik steht.
00:03:11: Also ich möchte so an das eigene Potenziale erinnern.
00:03:14: das, was wir alle in uns tragen und jeder hat ja eine eigene Wahrheit.
00:03:18: Ja und genau wie der Titel sagt, jeder trägt die Wahrheit und es geht weiter mit, wir entscheiden, ob sie erklingt.
00:03:25: Also wir entscheiden, ob wir unsere Wahrheit in diese Welt bringen.
00:03:29: Ja, das war jeder trägt die Wahrheit.
00:03:31: Annika, du warst ja schon mit Seom auf Tour unterwegs und das ist bestimmt auch eine ganz besondere Zeit für dich gewesen, ne?
00:03:38: Ja, das war richtig schön.
00:03:40: Ja, Seom hat mir.
00:03:41: Seit zwei Jahrzehnten kennen wir uns.
00:03:43: Er hat mir so den Weg eröffnet von, ah, wie kann man denn einfach loslegen?
00:03:47: Wie kann man denn selber auf Tour gehen?
00:03:49: Und er hat mich damals mitgenommen und dadurch ist auch mein erstes Album direkt entstanden.
00:03:54: Und es war... Ja, so eine ganz befreiende Erfahrung von, oh, okay, man kann wirklich einfach loslegen, man kann sich Locations buchen und damit gehen.
00:04:02: Und das waren eben die ersten Publikumserfahrungen auch so am Stück, also dass man wirklich mehrere Konzerte hintereinander hatte und wirklich regelmäßig auf Bühnen war.
00:04:14: Ich habe auch durch ihn ganz viel gelernt, wie schön es ist, mit dem Publikum zu interagieren.
00:04:18: Also nicht nur, dass wir hier auf einer Bühne stehen, sondern dass sie wirklich mit dem Raum auch sind.
00:04:24: Das hat mich sehr berührt.
00:04:27: Heißt das, weil du sagst, mit dem Raum dann sind, dass du bevor du auf eine Bühne gehst, um zu musizieren, dich dann im Vorfeld vor dem Konzert nochmals vielleicht mit dem Raum anfreundest, dass du sagst, du gehst mal rein, du spürst ihn, klingt jetzt vielleicht für viele ein bisschen komisch.
00:04:44: Genau, also einmal den Raum zu fühlen.
00:04:47: Und dann aber auch, dass ich eben nicht als Entertainer auf der Bühne stehe für das Publikum, sondern dass ich auch mit dem Publikum interagiere.
00:04:54: Also das sind ja auch sehr offene Texte, die er schreibt, also wo es auch um die Verbindung zwischen uns Menschen geht.
00:05:00: Und ich habe das so noch nie erlebt, dass man wirklich so mit dem Publikum dieses Konzert so erlebt.
00:05:05: und sich jetzt nicht nur als Entertainment-Act zieht.
00:05:07: Ja, aber es habe ich auch beim Liedergranz gesehen.
00:05:10: In diesem Jahr, dass du ja auch überhaupt nicht verschrocken in Anführungszeichen bist, auf der Bühne da die richtigen Worte für irgendwas zu finden.
00:05:17: Du schaffst es gleich, finde ich, da die richtige Schublade zu ziehen und mit den Leuten zu kommunizieren.
00:05:22: War das immer schon so?
00:05:23: Das ist eine gute Frage.
00:05:25: Ich glaube, es war schon immer ein sehr starkes Gefühl für andere Menschen da.
00:05:29: Ich glaube, das mit der Sprache kam dann erst hinterher.
00:05:31: Also ich war früher ihr Schüchtern, so sehr in mir.
00:05:35: Wenn ich dann die Leute fühle, dann kommst du diese aus mir raus geschossen oftmals.
00:05:39: Und ich weiß genau, okay, was, was gibt's da gerade zu sagen?
00:05:42: oder wo berühre ich die Menschen vielleicht auch mit dem, was ich sage?
00:05:46: Gibt
00:05:46: es einen Moment auf Tour, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist damals mit Seel?
00:05:53: Oh ja, da gab es einen Moment.
00:05:55: Wir waren auf einem Festival und das war mein erstes Open Air.
00:06:00: Und da hat es auch so ein bisschen dann angefangen zu regnen.
00:06:03: Und das war einer der ersten Momente, wo ich mich wirklich komplett wohl auf der Bühne gefühlt habe.
00:06:08: Also, wo ich so voll in meiner Kraft war, wo mir das Song richtig gelegen hat, wo wirklich einfach diese ganze Energie aus mir rauskam.
00:06:16: Und ich habe einfach diese Menschen angeschaut und die sind so gehüpft und haben getanzt.
00:06:19: Und das war wie so Magie.
00:06:20: Also, das hat sich angefühlt, wie wenn ich jetzt komplett im jetzigen Moment gerade bin und das voll genießen kann.
00:06:27: Ja, und das war richtig schön.
00:06:29: Cool.
00:06:29: Nächste Saison von dir heißt Verbundenheit.
00:06:32: Hier ist Annika Dietmann in der Plattenküche auf Donau III FM.
00:06:37: Annika Dietmann ist da.
00:06:38: Sie hat in diesem Jahr den Förderpreis gewonnen in der Kategorie POP der Stadt Ulm.
00:06:43: Und ja, du machst vieles selbst sozusagen, Songs zu schreiben, aufzunehmen, Videos schneiden.
00:06:51: Ganz schön viel Verantwortung, ne?
00:06:54: Das stimmt, ja.
00:06:55: Gibt es da jemand, der so eine kleine Kontrollinstanz der Annika ist, der so ein bisschen über die Schulter schaut und der dich coacht?
00:07:03: coacht nicht direkt, aber es ist so, dass meine Familie sehr hinter mir steht.
00:07:06: Also wenn ich mein Zweifel habe oder wenn ich eine Meinung brauche, dann weiß ich, dass ich da ein sehr ehrliches Feedback bekomme.
00:07:12: Oder zum Beispiel mein Cousin unterstützt mich auch in so Computersachen oder mit meiner Homepage.
00:07:17: Also es sind Leute da, aber ich habe das Gefühl, dass es sich jetzt erst formt, dass ich sage, vielleicht ist da ein kleines Team im Background.
00:07:25: Aber ich würde sagen, so Freunde und Familie kann ich immer fragen.
00:07:29: Du bist ja jetzt nicht nur in Anführungszeichen Musikerin oder Sängerin oder Texterin, sondern du hast ja nebenbei noch einen anderen Job, würde ich jetzt vielleicht nicht so sagen, das klingt ein bisschen platt, aber du hast eine andere Aufgabe.
00:07:43: Genau, ich habe Kunsttherapie studiert.
00:07:45: Und ich finde auch, dass ergänzt sich mit der Musik sehr gut.
00:07:49: Also ich merke, es inspiriert mich unglaublich für neue Texte.
00:07:52: Ich bin ja therapeutisch tätig in dem Fall.
00:07:55: Ich krieg Lebensgeschichten mit.
00:07:57: Ich krieg unglaublich viele Gefühle mit.
00:07:59: Und das berührt mich einfach sehr und befeuert eigentlich noch fast die Musik, noch mehr Texte zu schreiben, wo es uns wirklich dran erinnert, hey, wir sitzen doch alle irgendwie im gleichen Boot.
00:08:10: Und jeder ist vielleicht anders, aber in der Therapie sehe ich, boah.
00:08:14: Diese Gefühle sind alle.
00:08:15: Und ja, also Kunsttherapie bedeutet auch, ich arbeite viel mit inneren Bildern, mit Farben.
00:08:22: Es ist wie eine normale Therapie mit dem Zusatz Kunst, indem man sich über Material ausdrückt.
00:08:28: Es ist sehr nah an der Ergotherapie auch dran.
00:08:30: Okay.
00:08:31: Genau.
00:08:31: Das heißt, es lässt sich ja dann auch mit einem Hobby oder mit einer Berufung in Anführungszeichen viel verbinden miteinander.
00:08:38: Aber eigentlich, wenn man dann vor der Entscheidung steht, Professionell, finde ich, hört sich immer auch so ein bisschen blöd an, weil professionell machst du es ja schon.
00:08:46: So richtig dann den Weg zu sagen, nee, du hängst jetzt das an den Nagel und kümmerst dich dann nur noch um die Musik.
00:08:51: Ist das ein Ziel von dir?
00:08:52: Ja, definitiv.
00:08:53: Ja.
00:08:54: Also gerade habe ich das Gefühl, dass der Therapieberuf sehr wertvoll noch für mich, also auch um Perspektiven zu erweitern.
00:08:59: Aber ich spüre ganz klar, hey, das ist jetzt gerade mein Platz, aber in ein paar Jahren auch nicht mehr oder war noch immer.
00:09:05: Das kann ja jederzeit passieren.
00:09:07: Also es ist ein ganz klares Jahr von, hey, ich möchte für die Musik gehen und da ist einfach mein Platz.
00:09:11: Und alles davor ist auch ein Riesengeschenk dafür.
00:09:14: Neuanfang ist der nächste Song.
00:09:17: War das für dich eher ein persönliches Thema oder ein künstlerisches?
00:09:21: Ein sehr persönliches.
00:09:23: Neuanfang ist eine der intimsten Songs, die ich hier geschrieben habe, weil ich so ein bisschen auch über meine eigene Krise schreibe, da auch sehr direkt formuliere.
00:09:31: Und das Ende geht aber darum, hey, du entscheidest, wann du bereit bist, dich daraus zu entwickeln.
00:09:37: Also das auch wieder.
00:09:38: So an die Menschen, hey, ihr entscheidet selbst, ihr habt es in der Hand, also auch so eine Ermutigung.
00:09:43: Und ich habe einfach das Gefühl, dass, auch wenn schwierige Sachen bei mir passiert sind, durch die Musik habe ich das Gefühl, wenn ich das da verarbeitet, das hatte irgendwie einen Sinn.
00:09:52: Also ich kann das mit Menschen teilen und vielleicht fühlen sich Menschen davon, ja, angezogen, haben das Gefühl, boah, der Song tut ihnen gut, sie können vielleicht tiefer fühlen dadurch.
00:10:02: Ja, das ist total schön.
00:10:03: Ja, die Blattenküche heute mit Annika Dietmann.
00:10:06: Sie hat in diesem Jahr den Förderpreis der Stadt Ulm in der Kategorie Pop gewonnen.
00:10:12: Hat deine Familie dich damals sehr musikalisch geprägt?
00:10:15: Es ist spannend, weil niemand in meiner Familieninstrument spielt oder singt.
00:10:19: Also wirklich niemand.
00:10:21: Ja, das war wie ... Das ist ja irgendwie was, wo wirklich aus mir rauskam und wo ich aber auch immer unterstützt würde.
00:10:26: Also das ist der Punkt, dass meine Eltern das sehr früh gespürt haben und dass sie mir die Möglichkeiten eröffnet haben, sei es Gitarrenunterricht, sei es mich zu ermutigen in die Schulband zu gehen.
00:10:36: Also ja, das ist wirklich was, wo in mir war und von außen einfach unterstützt würde so.
00:10:41: Ja, viele wurden ja auch vielleicht in Anführung zwungen, irgendeinen Sport zu machen oder irgendeinen Musikinstrument zu lernen.
00:10:46: Bei dir war das aber nie zwangend.
00:10:47: Also die haben das wahrscheinlich cool gefunden, dass du dich ja so da verwirklicht hast, ne?
00:10:51: Ja, es war immer schon eine Begeisterung schon mit fünf Jahren.
00:10:54: Ich habe eine Gitarre gesehen, wollte dahin.
00:10:56: Und meine Mom hat dann auch lang, oder wir haben lang überlegt, wird es jetzt Gitarre oder Klavier.
00:11:01: Da war ich immer so dazwischen.
00:11:02: Und dann war es aber ganz klar die Gitarre.
00:11:04: Und dann war das so meine Riesenleidenschaft.
00:11:06: Und ich hatte glaube Unterricht, bis ich, ich glaube bis ich sechzehn war, also relativ lang.
00:11:11: Ja.
00:11:11: Die Musik, die du machst, die ist aber schon, finde ich ein bisschen, ja, ist nicht so.
00:11:16: Voll auf die zwölf.
00:11:17: Du weißt, was ich mein.
00:11:18: Bei dir ist das reduziert.
00:11:19: Das ist aber genau das, was du ja möchtest.
00:11:21: Ja, also bisher, wie soll ich sagen, ich glaube, das, was ich poste oder dafür, wo ich stehe, hat viel mit Authentisch sein zu tun.
00:11:29: Also ich mag das auch, dass es ein bisschen minimalistischer ist.
00:11:33: Und ich glaube, das passt auch sehr gut zu den Texten.
00:11:35: Und gleichzeitig merke ich schon, ich möchte mich schon noch entwickeln.
00:11:38: Also ich möchte noch professioneller werden.
00:11:40: Ich möchte da viel mehr dazulernen.
00:11:43: Und es ist schon was, wo ich drehen darf, aber dieser authentische Touch, der ist mir sehr, sehr wichtig.
00:11:48: Weil ich glaube, ja, es gibt so viele perfekte Sachen in dieser Welt.
00:11:52: Und ich merke, nie, manchmal geht es doch einfach nur darum, es zu machen, es direkt rauszugeben.
00:11:56: Und wenn es ja nicht perfekt ist, ist auch okay.
00:11:58: Aber solange das Gefühl da drin ist, das ist mir sehr wichtig.
00:12:01: Sehr gut.
00:12:02: Was würdest du sagen, welche Werte hast du von deinen Eltern mitbekommen, die dich bis heute begleiten?
00:12:09: Ich glaube, das stärkste ist ... einfach zu sein, wie man ist.
00:12:13: Also auch andere wirklich zu sehen.
00:12:16: Also wie so hinter die Fassade zu gucken.
00:12:18: Also selbst wenn da mal jemand voll bockig vor einem steht zu gucken, stopp, was ist da dahinter?
00:12:22: Was ist da gerade los?
00:12:24: Also ich habe eine sehr große Empathiefähigkeit, glaube ich, mitbekommen.
00:12:28: Eine Ehrlichkeit war in unserer Familie sehr wichtig, dass man wirklich sprechen kann über das, was einen ernsthaft bewegt.
00:12:34: Und auch so ein Bestärken, glaube ich.
00:12:36: Also so ein... Ja, in der Welt, da gibt es ja so viel Kampf und so viel Schwieriges auch, aber zu sehen, hey, was ist denn gut?
00:12:43: Was ist denn da?
00:12:44: Und woraus kann man was machen?
00:12:48: Das fällt mir gerade noch ein, ja.
00:12:50: Dann werden Sie sich jetzt sehr freuen, deine Eltern, wenn Sie den Song hören.
00:12:53: Dankeschön.
00:12:53: Ist das nämlich an Deine Familie, es ist Mama und Papa hier, es ist Annika Dietmann.
00:12:57: Ja, die Blattküche heute.
00:12:58: Auf Doma und Reifmann.
00:12:59: Sie hat den Förderpreis der Stadt Ulm in der Kategorie POP in diesem Jahr gewonnen.
00:13:05: Glückwunsch doch mal dazu auch hier.
00:13:06: Gerne nochmal in der Stunde.
00:13:08: Wie entsteht ein Song von Annika Dietmann, wenn wir uns jetzt mal an die Werkbank begeben bei dir musikalisch.
00:13:15: Da ist die Gitarre, da ist ein Klavier.
00:13:17: vielleicht, da ist kein Klavier, da ist nur eine Gitarre.
00:13:19: ein Zettel, da ist ein Stift, eine Idee, wie machst du das?
00:13:22: Ja,
00:13:23: da gibt es auch wie so drei verschiedene Kategorien.
00:13:25: Also einmal ist es, wenn ich emotional bin, wenn ich irgendwas erlebe, wo ich das Gefühl habe, boah, das muss jetzt aus mir raus, dann schreibe ich es entweder auf oder singst direkt in mein Handy, weil das auch so schnell geht, dass ich es gar nicht aufschreiben kann.
00:13:38: Also das heißt wirklich eher über die Emotion zu gehen.
00:13:41: Es gibt aber oft Momente, und das ist in den lustigsten Momenten, unter der Dusche, beim Supermarkt, am Gemüseregal, im Bus, dann kommen die Ideen.
00:13:50: Und dann habe ich mittlerweile auch, also ich spreche das dann meistens in mein Handy oder schreib es auch auf.
00:13:56: Und dann im Nachhinein gucke ich, okay, wie könnte das zu einem Song werden?
00:14:00: Sind da Reime drin, ist da schon eine Struktur drin?
00:14:03: Also ist es wie so ein Nachbearbeiten.
00:14:05: Und meistens ist der Text zuerst da.
00:14:08: Es gibt es aber auch, dass ich mit meiner Gitarre da sitze, eine halbe Stunde und einfach jam.
00:14:12: Und dann kommt manchmal ein halber fertiger Text dadurch.
00:14:15: Also das gibt es auch.
00:14:17: Ja.
00:14:17: Jetzt wirst du wahrscheinlich ja auch Radio hören.
00:14:20: Du wirst im besten Falle Dona, drei FM natürlich hören.
00:14:23: Du wirst dich informieren, was das was musikalisch abgeht.
00:14:27: Wie ist es denn von der Gefahr ertappt zu werden, dann in dieses Kopieren in Anführungszeichen rein zu verfallen und dann zu sagen, ja, jetzt hat halt Taylor Swift gerade ein neues Album gebracht oder es ist gerade Katy Perry angesagt oder El Sheeran oder egal was.
00:14:44: Wie machst du das, damit du das trennen kannst, damit du deinem Sound treu bleibst?
00:14:48: Ja, das ist gar nicht so leicht, weil es gibt immer wieder Momente, wo ich denke, ich habe voll die coole Idee und dann merke ich, die gibt es schon zum Beispiel.
00:14:56: Also ich glaube ein guter Weg, weil es ist wirklich bei meinem Gefühl zu bleiben.
00:15:00: Also das Gefühl erschafft in mir wie schon so ein Grundklang und ich glaube, dass es relativ Ja, nah an meinem Stil einfach, dass es schon so aus mir rauskommt.
00:15:08: Aber das ist wirklich was, wo ich mich viel damit beschäftige, wo ich denke, ich will doch, dass es nach mir klingt und nicht jetzt nach jedem Pop-Song sozusagen.
00:15:17: Und ich glaube, das wird jetzt auch was, wo jetzt eher erst relevant wird, weil ich jetzt ja auch mit viel mehr Instrumenten mittlerweile aufnehme.
00:15:22: Genau.
00:15:23: Vielleicht mal mit einer Band-Spiele.
00:15:24: Und davor war es ja rein akustisch.
00:15:26: Da war das noch gar nicht so ein Thema, würde ich sagen.
00:15:30: Was möchtest du, dass die Menschen spüren, wenn sie ... Keine Worte jetzt hier gleich hören.
00:15:37: Keine Worte?
00:15:38: Ja, nicht der Titel, weil ich habe an diesem Song ganz lang geschrieben und ich hatte keinen Refrain.
00:15:46: Und dann saß ich beim Frühstückstisch und Papa meint so, was ist denn los?
00:15:49: Ich so, ja, ich kriege diesen Song nicht fertig.
00:15:51: Also ja, aber dann schreibst du auch genau so.
00:15:53: Ich so, ach so, ja, keine Worte, stimmt.
00:15:55: Und dann habe ich den Refrain geschrieben.
00:15:57: Und es geht genau darum, dass man manchmal für Gefühle keine Worte hat.
00:16:02: Ja, es ist wie der Versuch, ein sehr tiefes Gefühl von Liebe für Menschen in diesen Songs zu packen.
00:16:08: Ja.
00:16:09: Die Blattenküche heute mit Annika Dietmann.
00:16:11: Tolle Sachen erfahren wir von ihr, von der Künstlerin, die es schon wirklich lange gibt und jetzt auch neue Songs uns heute noch vorstellen möchte.
00:16:19: Wir kommen gleich zu Für die Leisen.
00:16:21: Und für wen ist dieser Song gewidmet?
00:16:24: Ich hatte da ganz speziell einen Menschen im Kopf.
00:16:27: Aber es ist generell, wie der Titel sagt, wirklich für Menschen, die eher leiser sind, die vielleicht introvertiert wirken.
00:16:34: Ja, die man vielleicht eher so übersieht am Anfang.
00:16:38: Und diese eine Person, durch die die Inspiration entstanden ist, die heißt Becky, die war mit mir auf der Schule.
00:16:44: Und die hat ganz arg gestruggelt, die hat ganz viele Probleme gehabt.
00:16:47: Und ich habe aber sie kennengelernt als ein Mensch, der so talentiert ist, da ist so viel in ihr drin, so viele Ideen, so viele schöne Dinge.
00:16:56: Und sie hat mich inspiriert, da wie so eine Welt in einem Song zu erschaffen, die vielleicht in ihr sein könnte.
00:17:01: Also so diese Magie hinter dem Leisen manchmal zu sehen, das ist auch total schön sein kann, wenn jemand leise ist.
00:17:07: Und es braucht ja Weile, es braucht die Lauten genauso, es braucht ein Gleichgewicht.
00:17:12: Ja, aber es liegt mir im Herzen, weil ich einfach sehe, dass das manchmal gerne übersehen wird in dieser Welt.
00:17:17: Hat die Becky mitbekommen, dass du für sie ein Song geschrieben hast?
00:17:21: Ich habe ihr das geschrieben, ja.
00:17:22: Aber ich habe sie seit Jahren auch nicht gehört.
00:17:24: Also vielleicht hört sie das jetzt.
00:17:25: Ja, vielleicht.
00:17:26: Dann soll sie sich melden.
00:17:27: Das würde uns freuen, glaube ich, gell.
00:17:29: Wie reagiert das Publikum denn auf so einen ruhigen Song von Annika Dietmar?
00:17:34: Also was mir auffällt, dass die Menschen oft weinen tatsächlich.
00:17:37: Also da gehen schon Emotionen an.
00:17:39: Das ist das, was mir einfach auffällt.
00:17:42: Sie fühlen sehr mit.
00:17:43: Also auf den Song für die Leisen habe ich sehr viel Resonanz auch bekommen von, boah, verschön und ich spür's total und ich fühle mich gesehen sozusagen.
00:17:50: Und eigentlich kann man das ja auf jeden Menschen umminsten, weil jeder Mensch hat eine leise Seite.
00:17:54: Jeder Mensch ist zerbrechlich.
00:17:56: und ja.
00:17:57: Genau, deswegen merke ich, die Menschen sind sehr berührt.
00:18:00: Ja, die Plattenküche heute mit Annika Dietmann.
00:18:02: Sie hat natürlich in der letzten Zeit auch viel musiziert.
00:18:06: Du warst im Studio, ich habe das gesehen auf Insta und du hast neue Songs geschrieben.
00:18:12: Genau, ja.
00:18:13: Wir werden es gleich klang von zu Hause hören, aber bevor wir den Song hören, was hat sich denn die letzten Monate verändert, was den Sound von Annika Dietmann angeht?
00:18:21: Ich habe das Gefühl, er hat sich erweitert, zu dem, was ich eigentlich schon lange gehört habe.
00:18:26: Also ich habe jetzt ganz andere Möglichkeiten und Mittel, auch Menschen, mit denen ich arbeite, dass viel mehr Klänge dazu kommen, andere Instrumente.
00:18:34: Also es ist nicht mehr rein akustisch.
00:18:36: Es ist teilweise auch ein bisschen poppiger geworden.
00:18:40: Und ich merke gerade so einen Experimentierdrang in mir.
00:18:43: Also ich würde gerne verschiedene Facetten ausprobieren, genau hören, wie klingt meine Musik.
00:18:49: und der Klang von zu Hause war sozusagen eine erste poppigere Version von meinen Sachen.
00:18:55: Ja, und ich stelle mir das auch total ganz anders vor als Künstlerin, wenn du sagst, du hast jetzt hier quasi eine Gitarre und ein Mikrofon und ein Mikrofonständer und stehst vor dem Publikum und dann hast du eine Band hinter dir.
00:19:06: Das ist ja auch nochmal ganz was anderes vom Performen.
00:19:10: Es ist wie, ja, die ganze Aufmerksamkeit ist nicht auf einem Mensch, sondern man ist wirklich wie so eine Gruppe und das stärkt auch ganz stark.
00:19:17: Stärkt stark.
00:19:19: Hätte ich nicht besser sagen können.
00:19:22: Es macht auch ehrlich gesagt teilweise viel mehr Spaß.
00:19:25: Also Klaas ist auch schön so voll in sich zu versinken und voraus zu lassen alleine, aber mit einer Band hat es einfach mehr Kraft.
00:19:32: Ja doch.
00:19:34: Klang von Zuhause.
00:19:36: Was bedeutet Zuhause für dich?
00:19:39: Zuhause ist so ein ganz geborgenes Gefühl, ein sicheres Gefühl mit Menschen, die ich liebe.
00:19:45: Das ist für mich zu Hause oder auch so ein ganz bestimmter Geruch, wenn man sich total wohl fühlt.
00:19:49: Und der Klang von zu Hause ist mein erstes Liebeslied, das ich geschrieben habe.
00:19:54: Und es ist sehr direkt.
00:19:55: Ich habe wirklich versucht, dieses Gefühl auszudrücken und da auch kein Blatt von mir zu nehmen.
00:20:02: Und weil ich glaube, das Musik ist ja wie ein Abbild von einer Momentaufnahme.
00:20:06: Und vielleicht ist es zehn Minuten später gar nicht mehr da, aber dieser Moment darf genauso intensiv in diesem Song dargestellt werden, wie er ist.
00:20:13: Ja cool, dann hören wir jetzt rein, Premiere bei Donut-RFM.
00:20:17: Klang von zu Hause, neuer Song von Annika Dietmann.
00:20:20: Die Blattenküche heute mit Annika Dietmann und ihren neuen Songs.
00:20:24: Zwei dürfen wir spielen, einen haben wir noch, Mauern heißt der.
00:20:27: Bevor wir den aber spielen, ein bisschen Werbung machen muss natürlich sein, wenn dich jemand buchen möchte, wenn jemand Lust auf Annika Dietmann hat.
00:20:34: Was muss er tun, was darf er tun?
00:20:36: Er darf gerne auf meine Homepage gehen.
00:20:38: Annika-Dietmann.de.
00:20:40: Da findet man alle Kontaktdaten.
00:20:42: und ja, man findet da aber auch die Konzerte, wo ich schon war oder bin.
00:20:46: Und ihr findet mich auf Instagram, auf YouTube, auf Spotify, also überall.
00:20:50: Und es ist jetzt nicht nur ein klassisches Konzert.
00:20:53: Man kann dich jetzt auch sonst buchen, wenn man sagt, man hat eine Weihnachtsfeier auf Deutsch.
00:20:57: Genau, das würde auch gehen.
00:20:58: Ja, doch.
00:20:59: Ja.
00:21:00: Und dann auch in unterschiedlichster Instrumentierungen.
00:21:02: Das heißt, mit Gitarre, mit Band, alles geht irgendwie.
00:21:05: Bisher ist es rentüritisch nur mit mir in meiner Gitarre.
00:21:08: Das mit der Band formt sich gerade.
00:21:10: Also es kommen jetzt erst Menschen in mein Leben, wo ich sage, okay, da können wir jetzt zusammen auftreten.
00:21:14: Du wirst mir jetzt aber nicht erzählen, dass du nur eine Gitarre hast, oder?
00:21:17: Ich
00:21:17: habe drei Gitarren und ein Klavier.
00:21:20: Drei Gitarren und diese sind wahrscheinlich auch nicht ganz so billig.
00:21:23: Es gibt eine Gitarre, das ist tatsächlich die günstigste gewesen, aber ist meine absolute Lieblingsgitarre und klang die Bestes, finde ich total faszinierend.
00:21:32: Aber ich habe schon auch sehr hochwertige Gitarren und...
00:21:36: Dann lass uns nochmal ganz kurz über Mauern sprechen.
00:21:39: Was hat dich zu diesem Song inspiriert?
00:21:41: Das ist eine Situation.
00:21:43: Wo ich selber drin stecke, also ich kenne einen Menschen, den habe ich ganz, ganz doll erliebt.
00:21:48: Und ich sehe dieses Potenzial und diese Fähigkeiten, die dieser Mensch hat.
00:21:52: Und von außen ist es ja immer ganz leicht, das zu sehen.
00:21:54: Aber diese Umsetzung von den Menschen selber ist ja oft schwierig, weil man eine Blockade hat, weil man selber vielleicht an sich zweifelt.
00:22:01: Und ich glaube, das ist für Außenstehende manchmal ganz schön hart, wenn man so viel in jemandem sieht und auch merkt, wie er damit kämpft.
00:22:08: Und das war die Grundmotivation von Mauern.
00:22:11: Was ist denn, wenn diese Mauern fallen von Menschen, die wir lieben?
00:22:14: Was ist denn, wenn das, was wirklich in den Menschen ist, raus darf?
00:22:17: Was wünscht du dir als Künstlerin für die kommenden Jahre?
00:22:21: Ich wünsch mir... Menschen, die mit mir arbeiten, also ich wünsche mir ein Team.
00:22:26: Ich wünsche mir auch ein Wegweise in eine Richtung, okay, wie kann das wirklich jetzt wachsen?
00:22:30: Also ich habe ja ganz viel selber gemacht bisher, wirklich eigentlich fast alles.
00:22:34: Und ich bin es an dem Punkt, nee, ich wünsche mir jetzt Menschen, wo das vorangehen darf.
00:22:39: Weil ich kenne mich natürlich in vielen Bereichen auch gar nicht so aus, aber mag das halt lernen.
00:22:43: Also wirklich Menschen.
00:22:45: Und da war auch Menschen, die mich musikalisch begleiten.
00:22:48: Also sei es eine Band oder ... eine Konstellation aus drei Personen, wo wir sagen, hey, komm, wir organisieren eine Tour.
00:22:55: Ja, also wirklich da auch eine Unterstützung.
00:22:58: Also ich verfolge dich gerne weiterhin und ich bin mir sicher, dass wir uns bald wieder hier sehen im Studio von DUNA III FM.
00:23:03: Ich sage danke, Annika, fürs dabei sein und nochmal herzlichen Glückwunsch zum Förderpreis der Stadt Ulm in diesem Jahr.
00:23:10: Und ja, zum Abschluss hier ist sie mit ihrem neuen Song Mauern dir eine gute Zeit und weiterhin ein glückliches Händchen in Sachen Musik machen.
00:23:19: Vielen Dank, Matze.
00:23:20: Danke fürs hier sein.
00:23:21: Sehr gerne.
00:23:21: Ja, war richtig schön.
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